Ich möchte mit Code die Welt verändern. Daher suche ich für die Gründung eines digitalen Ingenieurbüro fähige Entwickler Nerds. Ort: mittleres NRW, Zeit: jetzt.
Die Vision: Demokratie und Mobilität digitalisieren nerdisieren
Egal, ob Wirtschaft, ob Medien, ob Politik: Überall wird von den Umwälzungen gesprochen, die durch Digitalisierung auslöst werden, und darüber, was man dafür alles machen müsste. Am Ende sind Worte aber nur leere Versprechungen, solange sie nicht in Code umgesetzt werden. Und Digitalisierung machen, das tun am Ende doch wieder wir: die Nerds, die Technik verstehen und so die Welt gestalten.
Als selbstständiger Entwickler bin ich an verschiedenen Projekten beteiligt, bei denen es genau darauf ankam: die in Powerpoint-Präsentationen und schönen Reden erzeugten Fassaden mit technischen Inhalten – mit Code – zu füllen. Je länger ich aktiv war, desto mehr erkannte ich, dass man nicht nur Auftragserbringer, sondern Gestalter ist, wenn man Inhalte und Code zusammenbringt.
Ein Abrechnungssystem für Ladeinfrastruktur mit einzigartigen Features und einer sauberen Absicherung, während die Großen noch mit uralten und unsicheren RFID-Karten hantieren? Check. Ein Datenstandard für kommunale Entscheidungen, der von allen großen Herstellern umgesetzt wurde und nun Verbreitung in immer mehr Kommunen findet? Check. Fahrrad-Mobilitätsinfrastruktur, die auf die Straße gebracht wurde und im Gegensatz zu so vielen anderen Systemen ganz einfach bedienbar und in Drittsysteme integrierbar ist? Check.
Diese Liste könnte ich noch ein gutes Stück weiter führen. Der Kern ist aber: technische Konzepte und Code sind die Grundlage für große Veränderungen. In meinem Fall sind dies vor allem zwei große Themenfelder: Demokratie und Mitbestimmung sowie Mobilitäts- und Energiewende. Durch meine technischen Konzepte und meinen Code kann ich diese Themen mitgestalten.
Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen: nur mit Nerds wird es gut. Wir bringen Ideale ein, die bei einer rein kommerziellen Sicht oft verloren gehen und doch so wichtig sind, damit nicht alles vor die Wand gefahren wird. Einer der schönsten Beispiele für fehlende Nerds ist wohl das beA, das besondere elektronische Anwaltspostfach, was öffentlichkeitswirksam vor die Wand gefahren wurde. Aber auch in „meinen“ Bereichen gibt es solche Fails: Wer um alles in der Welt empfand es als eine gute Idee, mit einfachsten Mitteln klon- und simulierbare RFID-Karten für die Abrechnung von E-Auto-Ladevorgängen einzusetzen?
Doch es geht nicht nur um das Vermeiden von Fehlern, sondern um mehr. Der CCC hat in der Hackerethik gut zusammengefasst, wie Informationstechnologie die Gesellschaft voranbringen kann. Und genau das sollte unsere Aufgabe sein: die Dinge besser machen. Mit Demokratie zum Mitmachen und offenen Daten, die dies möglich machen. Mit besserer, gesünderer Mobilität. Am Ende mit einer lebenswerteren Gesellschaft.
Der Weg: Ein Ingenieurbüro für Digitales
Als Einzelner kann man schon viel gestalten, einfach indem man es macht. Doch wenn man wirklich große Systeme aufbauen möchte, wenn man wirklich Veränderung schaffen will, dann kommt man irgendwann an einen Punkt, wo es ein Team braucht.
Konkret bedeutet das ein Team aus Nerds, die wissen, was sie tun. Ein digitales Ingenieurbüro, das Inhalte mit Code verbindet und Lösungen entwickelt.
Die Gründung eines Teams hat zum Teil ganz profane Gründe: Urlaub zum Beispiel. Wenn man als Selbstständiger kritische Infrastruktur aufbaut, kann man sich noch so sehr mit Freelancern und robuster Entwicklung absichern – am Ende muss man im Urlaub doch erreichbar sein. Mit einem Team im Hintergrund kann man dagegen viel entspannter seine Auszeit nehmen und trotzdem die ganz großen Themen angehen.
Doch es geht am Ende um mehr: Teammitglieder zu haben, die mit einer anderen Perspektive Konzepte und Code prüfen können. Es ist ebenfalls extrem wertvoll, verschiedene Spezialisierungen direkt greifbar zu haben und sich nicht mühsam um Freelancer kümmern zu müssen.
Was ich nicht gründen möchte ist eine klassische Agentur. Agenturen haben meist kaum Entwickler, dafür aber viele bunte Präsentationen und damit allzu oft mehr Fassade als Funktion. Ein digitales Ingenieurbüro wäre das Gegenkonzept dazu: technisch gute Lösungen – ohne Designer, ohne Marketing, konzentriert aufs Wesentliche. Was ich ebenfalls ausschließe ist beliebiges Wachstum: mein Ziel ist die Aufstellung eines kleinen, flexiblen und schlagkräftigen Teams mit einem möglichst kleinen Overhead für Organisation und Management.
Die Akteure: Du?!
Mit Code die Welt gestalten – das klingt nach Dir? Dann würde ich mich sehr freuen, wenn Du mich kontaktierst. Ich kann mir viel ausdenken, aber meine Ideen können nur mit dem Team zum Leben erweckt werden.
Da alle meine Projekte auf PHP oder Python basieren, solltest Du eine dieser beiden Sprachen können und zumindest offen für die jeweils andere sein. Was übrigens nicht heißt, dass diese beiden Sprachen für immer festgeschrieben sind, sie sind nur ein ganz guter Start, und Du kannst gerne deine eigenen Konzepte und Sprachen mitbringen.
Du musst keinen perfekten Abschluss oder einen perfekt durchgestylten Lebenslauf vorzeigen. Du solltest vielmehr einen Sinn dafür haben, Dinge technisch sauber anzugehen, Spaß am Lösen komplexer Probleme haben und ein Interesse daran haben, mit Code Veränderung zu schaffen.
Übrigens ist nicht nur eine Teil- oder Vollzeit-Anstellung denkbar: wenn alles passt, könnte ich mir auch gut eine gemeinsame Gründung vorstellen, bei der beide ihre Projekte einbringen und ggf. mit weiteren Angestellten vorantreiben. Und auch einer studentischen Hilfskraft wäre ich nicht abgeneigt.
Da das Ingenieurbüro langfristig geplant ist, solltest Du kein Vertreter von „schnell Geld machen und dann Unternehmen verkaufen“ sein. Als guter Entwickler verdient man auch gut, das steht außer Frage – aber wenn man langfristig und inhaltlich arbeitet, arbeitet man abseits der schillernden Rockstars und Unicorns.
Mein Ziel ist es, meinem Team ein angemessenes Einkommen für ein Leben ohne finanzielle Sorgen zu ermöglichen und unseren Kunden langfristig gute Dienstleistungen zu verkaufen. Am Ende der meisten Tage sollte man nach Hause gehen und sagen können: „Ja, ich habe etwas bewirkt.“
Oh, und noch zur Vollständigkeit: Menschen mit rechten Tendenzen oder anderen menschenfeindlichen Einstellungen werden ebenfalls ganz sicher nicht gesucht. Ich bin ein Gutmensch, weil es einfach keine Option für mich ist, ein Schlechtmensch zu sein. Wer dies nicht verstehen kann, der wird auf Dauer auch unternehmerisch nicht glücklich mit mir werden.
Der Ort: das mittlere Nordrhein-Westfalen
Ort sollte das mittlere NRW, bestenfalls das Ruhrgebiet sein: denn so sehr ich auch ein Fan von Home-Offices bin und so sehr ich Pendeln hasse: Ein Team benötigt auch mal Lagebesprechungen und Planungs-Sessions, die von Angesicht zu Angesicht stattfinden müssen.
Treffen müssen sicher nicht täglich sein. Es sollte aber keinen absurden Aufwand bedeuten, sich gegenseitig up2date zu halten oder sich einigermaßen spontan zu treffen, um mal eben auf einem Whiteboard konzeptionell zu planen.
So digital ich auch lebe, ein real durchgeführter Workshop ist durch nichts zu ersetzen. Umsetzen kann man das Besprochene dann ja noch immer alleine zu Hause (oder vielleicht in Zukunft auch einmal in einem Büro, aber eben ohne den Zwang, permanent da sein zu müssen).
Die Zeit: jetzt.
Die Idee zu einem digitalen Ingenieurbüro ist über die vergangenen Monate immer mehr herangereift, und an der einen oder anderen Stelle habe ich meine Ideen auch schon diskutiert – sei es in der OpenData-Community oder mit meinem Steuerberater. Langsam ist es Zeit, Nägeln mit Köpfen zu machen. Geld z.B. für die GmbH-Gründung ist ebenso da wie Aufträge. Das einzige, was noch fehlt, ist das Team.
Und genau deswegen schreibe ich diesen Blogpost: Ich möchte ganz offen darüber reden, wie meine Vision für so ein Unternehmen aussieht, und Menschen sollen ganz offen abgleichen können, ob das zu ihr oder ihm passt. Wenn sich also jemand in meinen Ideen wiederfindet oder jemanden kennt, auf den das zutreffen würde: meldet Euch!
Fragen und Antworten
Da man bei einigen Themen gut ausschweifen kann: anbei ein FAQ-Bereich mit genau diesen Ausschweifungen.
Ohne Marketing / Werbung geht es nicht!
Das ist fast immer das erste, was man von Marketing-Menschen zu hören bekommt. Und das mag auf diverse Fälle auch zutreffen, aber nicht auf ein digitales Ingenieurbüro. Alle mir bekannten tiefgreifend technischen Unternehmen sind hoffnungslos überbucht, da viel mehr Bedarf als Kapazitäten auf dem Markt vorhanden sind. Es ergäbe daher keinen Sinn, noch mehr Interesse zu wecken, wenn man die Aufträge dann doch ablehnen müsste.
Zudem lebt ein digitales Ingenieurbüro vor allem von dem Erfolg seiner eigenen Projekte. Es gehen so viele digitale Projekte schief, häufig weil Marketing-Menschen zu viel versprechen und Entwickler zu wenig Mitspracherecht haben. Wenn ein Unternehmen anders agiert und liefert, spricht sich das von ganz alleine herum – das habe ich in den letzten Jahren immer wieder miterleben dürfen.
Ich habe nichts gegen Marketing an sich: Marketing kann sehr wichtig sein. Aber eben nicht überall und in jedem Unternehmenskonzept.
Welche Rolle spielt OpenData im Unternehmen?
Wer meine Projekte genauer anschaut, der wird öfter einen Hang zu offenen Schnittstellen, offenen Standards und offenen Daten erkennen. Dies wird auch Basis einer zu gründenden GmbH sein. Dabei wähle ich wie schon bisher einen pragmatischen Ansatz: da veröffentlichen, wo es geht, und vor allem frühzeitig und mit Fachkompetenz auch in solchen Projekten zur Sprache bringen, wo OpenData ursprünglich gar nicht im Fokus stand.
Aus meiner Sicht ist ein OpenData lebendes Unternehmen wichtig für die Fortentwicklung und Professionalisierung der OpenData-Szene. Es gibt zu viele gute OpenData-Projekte, die einfach so mangels Betreuung eingestampft wurden. Wenn wir aber OpenData etablieren wollen, dann müssen die Anwendungen langfristig zuverlässig zur Verfügung gestellt werden, oder wie ich es früher mal formuliert habe: OpenData muss nachhaltig werden. Und dies kann aus meiner Sicht bei komplexen Projekten wie Politik bei uns nur dann funktionieren, wenn es ein Unternehmen gibt, welches dauerhaft Mittel akquiriert, Kapazitäten für die Betreuung bereitstellt und so einen professionellen Betrieb gewährleisten kann. Kurzum: ich sehe eine GmbH nicht als Hinderungsgrund, sondern als notwendige Bedingung für die professionelle Weiterentwicklung von OpenData.
Ingenieurbüro? Wie altmodisch!
Das Image eines Ingenieurbüros mag staubig sein, richtig. Aber so gerne ich mit innovativer Technologie arbeite, so gerne hätte ich auch eine strukturell langfristig angelegte Basis. Langweilig, nicht?
Aber: Das langweilige Ingenieursbüro bietet die Möglichkeit, ein eingespieltes Team zu bekommen, was dann gemeinsam wirklich Neues entwickeln kann. Ohne all die störenden Begleiterscheinungen wie massive Fluktuation, PR-getriebene Deadlines und Co., sondern Konzentration auf das Wesentliche: Innovation. Nicht mehr so langweilig, oder?
Ob das Baby dann nachher wirklich Ingenieursbüro heißt, ist noch eine ganz andere Frage, und eigentlich auch gar nicht so relevant, zumal ich auch gar kein Ingenieur bin. Wichtig sind mir die Werte und Ziele, die in dem Begriff Ingenieur stecken, und ich möchte diese auf Software-Entwicklung übertragen.
Welche Projekte sind von Anfang an dabei?
Um eine bessere Vorstellung zu bekommen, welche Projekte wir in einem Ingenieurbüro bearbeiten würden, hier drei Beispiele:
Sichere Ladeinfrastruktur mit Girocards
Ein nahezu perfekter Grund für die Einrichtung eines derartigen Ingenieurbüros ist Giro-e. Das Projekt der GLS-Bank nutzt die kontaktlose Girocard, um die Abrechnung an Ladesäulen einfach, sicher und transparent zu machen. Dies sind bei uns nicht nur Marketing-Schlagworte: eine kontaktlose Girocard (vulgo: EC-Karte) wird in absehbarer Zeit ein relevanter Anteil der Bevölkerung im Portemonnaie haben. Als Zugangs-Medium ist sie besser als ausnahmslos alles, was sich aktuell auf dem eMobility-Markt befindet, da sie kryptografisch signierte Daten erzeugen kann, welche auch im Nachhinein validiert werden können. Dies kombiniert mit Preis-Transparenz bis hin zur Anzeige auf dem Ladesäulen-Display, sofortiger Information im Kundenbackend, starker Kryptografie bei der Absicherung aller Datenübertragungen und vielen kunden- und betreiber-freundlichen Detail-Features macht Giro-e zu einem spannenden Arbeitsfeld.
Technisch geht es allerdings auch richtig ans Eingemachte: von dem Interagieren mit Girocards via NFC, über Kryptografie bis hin zu einem aus mehreren Services bestehenden Front- und Backend werden eine Menge Kompetenzen benötigt. Ich bin bei diesem Projekt Entwicklungsleiter, so dass aus meiner Feder das technische Konzept sowie relevante Teile des Codes stammen. Dieses Projekt ist auch der Auslöser, nun bei der Gründung Nägel mit Köpfen zu machen, denn egal wie sehr man sich mit anderen Freelancern und konzeptioneller Ausfallsicherheit absichert: eine Ingenieurbüro könnte das besser.
Transparenz mit Daten kommunaler Entscheidungen
Ein anderes Beispiel wäre das Portal Politik bei uns und der damit verbundene ehrenamtlich entwickelte Standard „OParl“, welche exemplarisch für viele OpenData-Anwendungen mit professionellem Anspruch stehen. Politik bei uns hat sich zum Ziel gesetzt, die Dokumentation einer Stadt für Bürgerinnen und Bürger besser aufzubereiten und so zur Transparenz beizutragen, um die Grundlage für Mitbestimmung zu legen. Im Jahr 2017 wurde Politik bei uns mit Hilfe des kdvz und einer Förderung des Landes NRW neu entwickelt; seitdem kommen auch ohne Förderung immer mehr Städte, Gemeinden und Kreise dazu.
Auch wenn Politik bei uns dauerhaft bei der Open Knowledge Foundation bleiben wird, so ist doch absehbar, dass sich der Betrieb weiter professionalisieren wird und dass neue Förderungen neue Features möglich machen werden, ebenso wie absehbar ist, dass Städte mit eigenen stadtspezifischen Sonderwünschen eigene Ansichten buchen werden wollen. Dies bedarf also auch in Zukunft technisch kompetenter Betreuung, da es sich dabei doch um gewisse Datenmengen handelt. Ein Ingenieurbüro wird die Zuverlässigkeit von OpenData-Anwendungen garantieren, so dass diese besser in der alltäglichen Arbeit z.B. eines Rates oder von Bürgerinnen und Bürgern eingesetzt werden können.
E-Bikes sicher abstellen und laden – digital vernetzt
Wieder ein anderes Beispiel wäre die E-Bike-Garage. Hierbei handelt es sich um eine sichere Abstell- und Lademöglichkeit für E-Bikes, inkl. Reservierungsfunktion und Live-Status-Anzeige im Netz. Sie ist zudem transportabel und energieautonom, so dass neue Standorte einfach evaluiert werden können. Damit erfüllt die Garage einen wichtigen Zweck bei zukunftsorientierten Mobilitätskonzepten: wenn man Multimodalität ernstnehmen will, muss man sein Rad eben auch irgendwo sicher abstellen können, um dann z.B. mit der Bahn weiterzufahren. Um seine Strecke planbar zu machen, braucht man einerseits Live-Informationen, ob die Garage überhaupt frei ist, und eine Buchungsfunktion, um die Garage dann auch sicher zu bekommen. Außerdem wäre es natürlich gut, wenn die Daten offen wären, denn nur so kann man sie in Mobilitätsapps integrieren. Genau das bietet die E-Bike-Garage, und mehrere Entwickler würden das Thema noch weiter befeuern können.
Viele, viele weitere Projekte
Bei vielen Projekten ist nicht öffentlich, was ich so mache, so dass ich diese hier nicht aufführen kann. Aktuell müssen Kunden doch recht lange warten, und ich lehne seit Monaten alle Neuaufträge ab. Selbst bei den wenigen, die ich noch annehme, sieht man ein riesiges Potential: Zum Beispiel müsste nach einer erfolgreichen Projektdurchführung der vom mFund geförderten Mitfahrportal-Evaluation MetaMitfahrPort das Portal selbst entwickelt werden – und das ist ganz sicher nichts, was man mal eben nebenbei macht. Es besteht also wirklich Bedarf für technisch hochwertige Lösungen, und wenn die Qualität stimmt, dann ist auch das Geld dafür da.
Ein interessantes Konzept, dieses digitale Ingenieurbüro. Mein Cousin ist Entwickler und sucht gerade nach einem geeigneten Projekt, in das er einsteigen könnte. Ich werde ihm mal hierhin verweisen.