Nachdem ich vor etwa einem halben Jahr mein Konto bei der GLS-Bank eröffnet habe um Stück für Stück von der Deutschen Bank wegzukommen jetzt der finale Schritt: Die Kündigung inklusive Begründung.
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit möchte ich zum nächstmöglichen Zeitpunkt mein Konto bei der Deutschen Bank kündigen.
Grund hierfür sind nicht so sehr die direkt mich betreffenden Konditionen (bei denen Sie sicherlich versuchen würden, mir ein besseres Angebot zu machen) – sondern vielmehr die Rolle Ihrer Bank im nationalen und internationalen Finanzmarkt.
So sehr, wie eine Bank in der Größe der Deutschen Bank benötigt wird, welche im internationalen Umfeld agieren kann, so sehr haben Sie die Interessen derer verloren, die Sie in Ihrem Namen tragen – die der Menschen, in diesem Falle der Deutschen.
Alleine der Umstand, dass es etwas wie systemrelevante Banken gibt, die vom Steuerzahler gerettet werden müssen, weil sie es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen, ist schon ironisch. Aber es zeigt auch, was bei nahezu allen großen deutschen Banken fehlt: Nachhaltigkeit.
Als Deutsche Bank arbeiten Sie leider bewusst gegen Nachhaltigkeit. Die Deutsche Bank hat sich gegen höhere Eigenkapitalquoten gewehrt und sind dafür und für die angestrebte sehr hohe Eigenkapitalrendite von Ex-IWF-Chefökonom Simon Johnson stark kritisiert worden. Ihr Institut setzt sich bewusst für schwächere Regulierung ein (wo doch die Finanzkrise gezeigt hat, wohin dies führt) und wehrt sich stark gegen eine wirksame Aufsicht oder auch Haftung.
Sie als diejenigen, die diesen Brief lesen, können sicherlich nicht sofort die Situation ändern – die Konzernführung ist schließlich weit weg. Nicht desto trotz würde ich mich freuen, wenn Sie den Inhalt dieses Briefes in den konzerninternen Meetings ansprechen würden, denn auch für Sie als Bank haben diese Inhalte Relevanz.
Es sind lange keine sogenannten linken Spinner mehr, die sich Gedanken über Nachhaltigkeit machen. Die exzellenten Leitartikel von Thatcher-Biograph Charles Moore „I’m starting to think that the Left might actually be right“ und FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“ zeigen, dass derartige Fragen lange den Mittelpunkt der Gesellschaft erreicht haben. Eine Gesellschaft, die Sie mit Ihrem Namen repräsentieren und durch welche Sie Ihr Geld verdienen.
Ich würde mich freuen, wenn ich in Zukunft bessere Nachrichten von Ihrem Finanzhaus hören würde. Nachrichten, die zeigen, dass Ihr Institut verstanden hat, dass der Finanzmarkt mehr ist als ein Casino, bei dem man möglichst viel Geld machen muss. Nachrichten, die zeigen, dass Sie Ihrer Größe entsprechend Verantwortung übernehmen. Für uns alle.
Solange ich diese Übernahme von Verantwortung nicht sehe, werde ich Kunde eines anderen Geldhauses werden – einer Bank, die aufgrund gelebter Nachhaltigkeit selbst in der Krise Gewinne erwirtschaftet hat und für die Transparenz oberstes Gebot ist. Dies ist keine Entscheidung für alle Zeit, ich bin gerne bereit, wieder geschäftlich mit Ihrer Bank zu tun zu haben – aber Ihr Institut ist die Seite, welches dafür die nötige Vertrauensgrundlage schaffen muss. Dies schliesst gesellschaftliches Vertrauen explizit mit ein.
Bitte überweisen Sie den zum Schliessungszeitpunkt auf dem Konto befindliche Geldbetrag auf folgendes Konto:
Kontonummer: XXX XXX XX
Bankleitzahl: 404 259 19 00
Bank: GLS-BankVielen Dank!
Mit freundlichen Grüßen
Ernesto Ruge
Der Text darf gerne kopiert werden – und natürlich darf gerne mitgewechselt werden. Attac hat kurz nachdem ich mir den Wechsel vorgenommen habe eine Kampagne zum Bankenwechsel names Krötenwanderung initiiert, wo man in viel schöneren Worten meine Beweggründe nachlesen kann. Viel Spaß beim Lesen und Handeln!
Super, genau diesen Schritt von der DB zu GLS habe ich auch gerade gemacht, aus ähnlichen Gründen – und sitze gerade am Kündigungsschreiben. Da ist dies eine super Inspiration 🙂
Ich habe gerade meine Kündigung geschrieben und diese Seite war eine gute Inspiration für den Einstieg. Ich bin von der DB zur EthikBank gewechselt. Danke für die Veröffentlichung des Briefs hier 🙂